Mensch & Maschine verschmelzen nicht

Man kann mit einem Auge auch sehen,
aber eben nicht räumlich.
Und sieht man mit dem Herzen,
wird es menschlich und Achtung, Vorsicht –
wären Gefühle im Spiel.

© Isabel Morales Rey
© Eitempera painting by Isabel Morales Rey

»Die Grenze zwischen Mensch und Maschine wird mehr und mehr verschoben. Computer spielen Schach, sie lassen Gegenstände sprechen, sie sind kreativ, denken selbständig und werden in Zukunft Gefühle haben – bli-bla-blubb.«

Überall sind ähnliche Sätze zu lesen und von Politiker zu hören, aber Maschinen haben keine Gefühle und speichern Informationen auch nicht in Verbindung mit Emotionen ab. Daher ist die Sammlung von Informationen in digitaler Form nicht mit dem Erfahrungswissen eines Menschen gleichzusetzen.

Es gibt in der Maschine auch kein situationsbezogenes Wissen, nur vorher zur Auswahl vorprogrammierte und bereitgestellte Informationen. Kreativität ist auch keine reine und aus bestehender binärer Programmierung sich weiter erweiternder Handlungsspielraum. Denn aus der binären 1/0, wahr/falsch Welt kommt dieses lineare und rein rationale »Denken« – es ist eher ein Vergleichen oder Validieren – nicht heraus.

Solche Sätze sind voreillig und zu kurz gefasst. Welche Grenzen werden verschoben? Die Wirtschaftlichen? Die Rechtlichen? Die Soziologischen? Die Fiskalischen? Die Ethischen? Die Religiösen?

Die Grenze zwischen Menschsein und einer Maschine wird immer bestehen.

Maschinen sind zu Kreativität nicht in der Lage. Auch, wenn das immer wieder behauptet wird. Kreativität wird aus einer Kreatur, einem lebendigen Wesen und dessen Empathiefähigkeit und »in der Welt Sein« geschöpft. Wenn dann ein Mensch Geistiges und Emotionales im Körper erfährt, kann er schöpferisch tätig werden. Es ist also immer Leben, Körper und Emotion dabei.

Alles Andere wäre nur Kopieren. Nachahmen. So, wie die Computer es auch nur eindimensional können. Dazu Strom und einen Programmierer – ihren Meister – brauchen.

Der Mensch aber, ist im Erwachsenenalter und bestenfalls gesund, autonom und aus sich heraus durch Emotion und Information in Verbindung mit sich und der Außenwelt durch seinen Körper, zu eigenständigem kombinierendem Denken, Entscheiden und Handeln fähig.

Er ist dadurch zu Vernunft fähig, die nicht mit reiner Rationalität zu verwechseln ist.

Diese eigenständige Reflexionsfähigkeit versetzt uns Menschen in die Lage uns selbst in Verbindung mit Allem zu sehen, zu empfinden und abstrakt vorzustellen.

All das können wir dann kreativ und schöpferisch tätig ausdrücken. Mit Wissen, Erfahrung, mit Gefühl, mit ästhetischem Empfinden dabei.

Mit unserem zeitlichen Archiv und der sich daraus ergebenden Lebensgeschichte.

Es gilt in Zukunft nur den Unterschied zwischen Mensch und Maschine deutlich zu benennen und zu gestalten.


Die fehlende Empathie bei Maschinen und Bots ist allerdings ein unüberwindlicher Graben, den eine Maschine nicht darstellen, abbilden oder kopieren kann. Nicht ins Leben rufen kann.

Dazu braucht es mehr.

Darin können wir uns beruhigen.

Wir können das philosophisch, neurowissenschaftlich, psychologisch und theologisch belegen. Wer nur mit linear, rein logisch und rein binären Materialien zu tun hat, wird keine menschliche Spiegelung, keine Begegnung erfahren, auf die wir Menschen ausgerichtet sind. Sich dadurch allein auch nicht zu einer reifen Persönlichkeit entwickeln können. Wir sind auf Beziehung ausgelegt. Auf Dialog. Auf ein Gegenüber. Die Maschine? Der Code?

Maschinen bieten keine Beziehung an. 

Wir Menschen sind in der Lage intuitiv eine Situation zu erfassen und daraus eine spontane Handlung abzuleiten. Maschinen brauchen länger dazu, um Beispielprogrammierungen zu vergleichen und eine Handlung »auszuwählen« – sie treffen keine daraus »abgeleitete Entscheidung« wie wir Menschen. 

Das Menschsein ist ein Entwicklungsprozess, den eine Maschine aus sich heraus so – also kognitiv UND emotional UND körperlich – nicht in der Lage dazu ist.

Wir Menschen werden, lernen und entwickeln uns durch Beziehung in Verbundenheit, durch Emotion wie Freude und Schmerz, durch Freiheit zur Individualität mit Bezugspersonen und Gruppen und im Mitgefühl zueinander.

So wie innerhalb der Industriellen Revolution die Maschinen unsere schwere körperliche Arbeit abgenommen haben, kann die digitale Revolution die Ausführungsarbeiten, das rationale Wissen und deren Speicherung wie auch einfache digitale Sortierungsarbeiten automatisiert abnehmen, damit wir uns mehr auf das konzentrieren können, was uns ausmacht. Mitfühlend im Umgang mit Mensch, Tier und Umwelt zu sein. Freier von Maschinen und digital gesteuerten Bots oder maschinellen Vorgaben.

Technik praktisch, human und ethisch positiv eingsetzt, kann unser Leben vereinfachen und besser gestalten.

Nicht die digitale Technik ist gut oder schlecht. Es kommt auf uns Menschen an, ob wir sie lebensbejahend einsetzen.